05.02.2015   

Aktuelle Studie: Versand von eigenen Nacktaufnahmen unter Jugendlichen nimmt zu

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Zum 12. internationalen Safer Internet Day am 10. Februar 2015 präsentiert Saferinternet.at die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema „Sexting in der Lebenswelt von Jugendlichen“. Ein Drittel der 14- bis 18-jährigen österreichischen Jugendlichen hat demnach schon einmal Aufnahmen erhalten, in denen die Absender nackt zu sehen sind. Sexting ist ein Teil des Beziehungs- und Sexuallebens im Rahmen einer selbstbestimmten Sexualität geworden. In den meisten Fällen stellt Sexting kein Problem dar, allerdings werden etwaige negative Konsequenzen dabei oft außer Acht gelassen – von der Bloßstellung über Erpressung bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung. Saferinternet.at und 147 Rat auf Draht bieten gemeinsam mit Partnern umfassende Information und Beratung an.

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Digitale Medien haben mittlerweile große Auswirkungen auf das Beziehungs- und Sexualleben. Das gilt insbesondere für Jugendliche. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Phänomen „Sexting“, mit dem das Verschicken und Tauschen von eigenen Nacktaufnahmen über Internet oder Handy gemeint ist. Die Initiative Saferinternet.at beauftragte erstmals in Österreich das Institut für Jugendkulturforschung mit einer Studie zum Thema „Sexting in der Lebenswelt von Jugendlichen“. Bei einer repräsentativen Online-Umfrage wurden 500 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren zu Verbreitung, Motiven und Erfahrungen rund um das Thema „Sexting“ befragt. 

Bereits ein Drittel der Jugendlichen hat Erfahrung mit Sexting

Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass Sexting eine häufige Facette des Beziehungs- und Sexuallebens von Jugendlichen geworden ist: 51 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren kennen jemanden, der oder die schon einmal Nacktaufnahmen von sich selbst an andere geschickt hat. Ein Drittel (33 %) hat selbst schon Fotos oder Videos erhalten, auf denen die oder der Abgebildete fast nackt oder nackt zu sehen ist. 16 Prozent der Jugendlichen gaben an, schon einmal Nacktaufnahmen von sich selbst erstellt und diese dann meistens auch verschickt zu haben. 

Die weite Verbreitung von Sexting im Alltag zeigt sich auch daran, dass es 31 Prozent als „normal“ empfinden, ihren Partner/innen Nacktaufnahmen zu schicken. Jeder Zehnte (9 %) sagt auch, dass es „normal“ sei, von der besten Freundin oder vom besten Freund Nacktaufnahmen zu kennen.

Jugendliche erhalten erotische Fotos und Videos vor allem von Freunden (31 %), Personen, die flirten möchten (27 %), dem Partner bzw. der Partnerin (24 %), unbekannten Personen (24 %), Ex-Partnern bzw. Ex-Partnerinnen (23 %) sowie Personen, mit denen sie ein Verhältnis hatten (14 %). 

Trotz Risiken: Nacktaufnahmen als Liebesbeweis

Die Motive für Sexting sind vielfältig. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at: „Einerseits geht es um Beziehungspflege und das Zuschicken von Nacktaufnahmen als Liebesbeweis. Andererseits ist Sexting auch Teil des Flirtens, des Kennenlernens und dient natürlich dem sexuellen Anregen. Außerdem ist Sexting häufig auch ein Mittel zur Selbstdarstellung im sozialen Umfeld.“

Mit Abstand die wichtigste Anwendung für Sexting ist derzeit die mobile Messenger-App „WhatsApp“. Auch Facebook, Skype, Snapchat, E-Mail oder Kik spielen bei der Verbreitung von Nacktaufnahmen eine wichtige Rolle.

Auffällig ist, dass die Jugendlichen in der Befragung ein großes Bewusstsein für die Risiken von Sexting gezeigt haben. 81 Prozent schätzen die Gefahr negativer Folgen als hoch oder sehr hoch ein. „In der konkreten Situation, wenn man zum Beispiel um ein Nacktfoto gebeten wird, ist es für Jugendliche aber oft schwierig, riskantes Verhalten zu vermeiden“, so Elke Prochazka, Psychologin bei 147 Rat auf Draht und Trainerin von Saferinternet.at und SeXtalks. 

Probleme mit Sexting können für Betroffene äußerst unangenehm sein

Mit der Zunahme von Sexting im Leben von Jugendlichen steigt auch die Anzahl der Probleme. Knapp die Hälfte aller Jugendlichen (46 %) kennen jemanden, die oder der schon einmal Probleme mit Sexting hatte. Sexting geht zwar in den meisten Fällen gut, wenn aber etwas passiert, dann ist das oft mit sehr unangenehmen Erfahrungen für die Betroffenen verbunden. Die häufigsten Folgen im Bekanntenkreis der Befragten: Die Aufnahmen wurden im Freundeskreis verbreitet (81 %), die Abgebildeten wurden verspottet (55 %), die Aufnahmen wurden öffentlich gemacht (49 %), die Aufnahmen wurden Eltern oder Lehrenden gezeigt (21 %) sowie Erpressung (14 %).

Barbara Buchegger: „Safer Sexting gibt es nicht. Gleichzeitig ist Sexting Teil einer selbstbestimmten Sexualität geworden. Deshalb ist es umso wichtiger, über die Risiken aufzuklären und Tipps zur Minimierung von Risiken zu geben.“

Aufklärungsbedarf sehen auch die Jugendlichen selbst: 79 Prozent der Befragten finden es wichtig, dass junge Menschen über Sexting ausreichend informiert werden. Dafür sehen sie vor allem die Schule und die Eltern in der Pflicht. Bei konkreten Schwierigkeiten sind Beratungsstellen (57 %), Freunde (55 %) und Eltern (54 %) die ersten Ansprechpartner.

Kriminalisierung von privatem Sexting verhindern

Durch die derzeit geltenden rechtlichen Bestimmungen im Kampf gegen Kinderpornografie kann „Sexting“ zu einer Kriminalisierung von Jugendlichen führen. Bernhard Jungwirth, Koordinator von Saferinternet.at: „Auch wenn Sexting natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, so ist es mittlerweile häufiger Bestandteil der Sexualität von Jugendlichen. Allein wenn Jugendliche in einer Beziehung eine pornografische Aufnahme von sich selbst an den Partner oder die Partnerin übermitteln, machen sie sich genau genommen der Kinderpornografie strafbar. Dadurch ist die derzeitige Gesetzeslage eine Einschränkung der selbstbestimmten Sexualität von Jugendlichen. Hier sehen wir einen Änderungsbedarf. Die Veröffentlichung oder Weitergabe dieser erotischen Aufnahmen an Dritte soll natürlich verboten bleiben.“

Zahlreiche Informations- und Beratungsangebote

Saferinternet.at stellt mit Unterstützung des Jugendministeriums den neu aufgelegten Elternratgeber „Sexualität und Internet“ sowie den Flyer „Sexting“ vor. Auf www.saferinternet.at finden sich umfassende Informationen zum Thema „Sexualität & Internet“. Jugendministerin Sophie Karmasin: „Die Förderung von Medienkompetenz ist ein entscheidender Schlüssel für mehr Sicherheit und Verantwortung im Netz. Daher unterstützen wir seit vielen Jahren die Informationsangebote der Initiative Saferinternet.at für Jugendliche und Familien.“

147 Rat auf Draht, langjähriger Helpline-Partner von Saferinternet.at, bietet Betroffenen anonyme und kostenlose Einzelfall-Beratung, telefonisch rund um die Uhr unter der Notrufnummer 147 sowie online unter www.rataufdraht.at. Am 10.2. gibt es eine Chatberatung zum Thema Sexting ab 18:00 Uhr.

Der langjährige Saferinternet.at-Hauptsponsor A1 bietet seit letztem Jahr regelmäßig kostenlose Workshops zum Thema Digitale Medien & Sexualität  im Rahmen von „A1 Internet für Alle“ in Wien, Klagenfurt und Salzburg in Kooperation mit dem Jugendministerium an. Am 10.2. findet um 17:00 Uhr dazu ein kostenloser Elternabend zum Thema „Mein Kind sicher im Netz“ mit dem Schwerpunkt Sexting statt (www.a1internetfueralle.at).

Darüber hinaus bietet SeXtalks (www.sextalks.at) mit Unterstützung des Jugendministeriums Workshops zum Thema digitale Medien und Sexualität an.

Alle Angebote, Downloads und kostenlosen Bestellmöglichkeiten sowie weitere Tipps finden sich auf www.saferinternet.at. 

Safer Internet Day 2015: Mehr als 190 Schulen machen mit

Der internationale Safer Internet Day findet am 10. Februar 2015 zum 12. Mal statt. In Kooperation mit dem Bildungsministerium findet im gesamten Februar 2015 der Safer Internet-Aktions-Monat statt. Schon 193 Schulen sind dem Aufruf gefolgt und haben unterschiedlichste Projekte rund um Internet-Sicherheit und Medienkompetenz gestartet. 

Darüber hinaus beteiligen sich zahlreiche Initiativen und Einrichtungen am Safer Internet Day 2015 mit Workshops, Vorträgen, Beratungen, neuen Informationsangeboten etc. Alle Informationen dazu finden sich auf www.saferinternetday.at (international: www.saferinternetday.org).

ÖIAT
Über das ÖIAT
 
Das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) fördert seit 1997 den kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Dies gelingt über Initiativen zur Bewusstseinsbildung, angewandte Forschung, Content-Entwicklung, Beratung und Schlichtung, Workshops sowie Zertifizierungen. Die bekanntesten Initiativen des ÖIAT sind Saferinternet.at, die Internet Ombudsstelle, Watchlist Internet, das Österreichische E-Commerce-Gütezeichen und die Servicestelle digitaleSeniorInnen. Das ÖIAT ist u.a. Mitglied der ACR (Austrian Cooperative Research), dem österreichischen Netzwerk von Innovationsbegleitern für KMU.