21.09.2023    1 Bild

Erstmals Paul Weis-Preise für Verdienste um die Menschenrechte verliehen

Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ würdigte zivilgesellschaftliches Engagement für geflüchtete Menschen
© Christian Lendl

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In Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien verlieh die Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ am Dienstag, den 19. September 2023, erstmals die Paul-Weis-Preise für Verdienste um die Menschenrechte. Rund 200 Gäste besuchten die Gala-Veranstaltung in der Österreichischen Postsparkassenhalle (1., Georg-Coch-Platz 2), in deren Rahmen die Preisträgerinnen und -träger geehrt wurden.

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Wien, am 21. September 2023 – In Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien verlieh die Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ am Dienstag, den 19. September 2023, erstmals die Paul-Weis-Preise für Verdienste um die Menschenrechte. Rund 200 Gäste besuchten die Gala-Veranstaltung in der Österreichischen Postsparkassenhalle (1., Georg-Coch-Platz 2), in deren Rahmen die Preisträgerinnen und -träger geehrt wurden. Durch den Abend führte die Schauspielerin Katharina Stemberger als Initiatorin und Vorsitzende von „Courage – Mut zur Menschlichkeit“. Für die musikalische Begleitung sorgte das Wiener Akustik-Duo „Die Strottern“.

Die Begrüßungsrede hielt Gastgeber Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, die nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, sondern u. a. auch die Gestaltung der Preis-Statuetten übernommen hatte. Vergeben wurden die Paul Weis-Preise in den drei Kategorien „Einsatz in Österreich“, „Internationales“ und „Journalismus“, darüber hinaus wurde ein Anerkennungspreis verliehen.

Über den Namensgeber Paul Weis

Die Auszeichnung wurde nach dem österreichischen Völkerrechtler und Holocaust-Überlebenden Paul Weis benannt, um dessen Lebenswerk zu würdigen. Weis war u. a. Mitverfasser der Genfer Flüchtlingskonvention, lieferte wichtige Grundlagen für das internationale Asylrecht und gilt als „Gründervater des Schutzes“ geflüchteter Menschen. Er hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass in den Jahrzehnten seit der Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention Millionen geflüchteter Menschen weltweit die Möglichkeit hatten, sich wieder eine sichere Existenz aufzubauen.

Das beeindruckende Leben und Wirken von Paul Weis wurde im Rahmen der Gala von Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, und Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich, vorgestellt. Volker Türk, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, der den 1991 verstorbenen Weis noch persönlich kennenlernen durfte, würdigte dessen Schaffen im Rahmen einer Grußbotschaft. Ebenfalls per Videobotschaft freute sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen darüber, dass mit den Paul-Weis-Preisen jene vor den Vorhang geholt und in ihrem Tun gestärkt würden, die Haltung zeigen, sich für eine vielfältige, bunte Gesellschaft und für die Werte der liberalen Demokratie einsetzen.

Die Preisträger:innen 2023

In der Kategorie „Einsatz in Österreich“ wurde die Refugee Law Clinic ausgezeichnet, ein Projekt der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. In der Refugee Law Clinic können Studierende die komplexen Zusammenhänge des Asyl- und Fremdenrechts näher kennenlernen und ihr dabei erworbenes Wissen – etwa durch Hilfestellungen für Asylsuchende – praktisch anwenden. Dabei sollen sie auch im Umgang mit Menschen mit Fluchterfahrung sensibilisiert und sich ihrer verantwortungsvollen Aufgaben in der Gesellschaft bewusst werden. Diese vorbildliche Verbindung aus Theorie und Praxis würdigte Laudator Wilfried Embacher, der sich seit Jahren als Anwalt für Fremden- und Asylrecht für Menschen- und Kinderrechte einsetzt.

Der Preis in der Kategorie „Internationales Engagement“ ging an den Menschenrechtsaktivisten Fayad Mulla, dem es auf Lesbos in monatelanger Arbeit gelungen war, Videobeweise für Pushbacks der griechischen Küstenwache zu filmen. Die US-amerikanische Tageszeitung New York Times verifizierte die Echtheit der Videos und verbreitete diese weltweit. Mulla hat damit einen der wichtigsten Nachweise von Menschenrechtsbrüchen auf EU-Gebiet erbracht und so maßgeblich dazu beigetragen, diese rechtswidrigen Praktiken zu stoppen. Christo Buschek, Investigativjournalist und Träger des renommierten Pulitzer-Preises, zollte Mulla in seiner Laudatio für diese Leistung großen Respekt.

Den Paul-Weis-Preis in der Kategorie „Journalismus“ erhielt Isabel Schayani. Die deutsche TV- und Online-Reporterin berichtet seit vielen Jahren über Flucht und Migration. Sie ist unter anderem verantwortlich für das Online-Projekt „WDRforyou“, das Nachrichten in persischer, arabischer, englischer und deutscher Sprache ausstrahlte. Ihre Laudatio hielt Schauspieler Cornelius Obonya, der als Mitglied der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ insbesondere den menschlichen Kompass im Wirken von Schayani hervorhob.

Der Anerkennungspreis ging an Domivka (ukr. für „Zuhause"), ein 2022 gegründeter Verein zur Unterstützung geflüchteter ukrainischer Frauen und Kinder in Österreich. Die zu weiten Teilen von geflüchteten Ukrainerinnen getragene Initiative setzt sich dafür ein, dass ihre Leidenskolleginnen in einer sicheren Umgebung die erforderlichen Ressourcen bekommen, um wieder Fuß fassen und ihren Kindern eine gute Ausbildung bieten zu können. In ihrer Laudatio würdigte die Migrationsforscherin und Autorin Judith Kohlenberger dieses Projekt als ein Musterbeispiel für gelebte Menschlichkeit.

Fachlich versiertes Vorprogramm

Kohlenberger hatte mit ihrem Impulsreferat unter dem Titel „Das Recht, Rechte zu haben: Vom Wert der Zugehörigkeit in der Demokratie“ bereits für den inhaltlichen Auftakt im Rahmen des nachmittäglichen Vorprogramms gesorgt. In ihrem Vortrag betonte sie, dass es eine „stete und ständige Humanisierung der heute ,Anderen‘“ brauche, um der schrittweisen Aushöhlung von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechten vorzubeugen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion über „Menschenrechte im 21. Jahrhundert“ war dann die Politik am Wort: Moderiert von Christoph Riedl (Diakonie) diskutierten die beiden Nationalratsabgeordneten Stephanie Krisper (NEOS) und Georg Bürstmayr (Grüne) gemeinsam mit dem Abgeordnete zum Wiener Landtag Peter Florianschütz (SPÖ) sowie Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher der asylkoordination, über die Herausforderungen und Perspektiven im Schutz der Rechte von Geflüchteten. (Schluss)

Web-Tipps:

Die Video-Aufzeichnung der Gala-Veranstaltung ist unter www.dorftv.at/video/42912 und die des Vorprogramms unter www.dorftv.at/video/42914 abrufbar. Fotos beider Veranstaltungsteile können unter https://we.tl/t-C3eIYNDZCv heruntergeladen werden und sind für den redaktionellen Gebrauch lizenzfrei. Bitte beachten Sie den Fotocredit: Christian Lendl.

Über Courage:

„Courage – Mut zur Menschlichkeit“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich für die Rechte von geflüchteten Menschen und insbesondere für legale und sichere Fluchtwege einsetzt. Sie wurde 2019 anlässlich des Brands im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos gegründet und fordert die geordnete Rettung von Menschen, die oft jahrelang unter widrigsten Bedingungen in Lagern an den EU-Außengrenzen festsitzen. Nähere Informationen dazu: www.courage.jetzt

Rückfragen & Kontakt:

Philipp Grüll, Skills | Team Farner
E: gruell@skills.at
M: +43 664 88348287