Das Mauthausen Komitee Österreich feiert gemeinsam mit KZ-Überlebenden und Zeitzeugen bereits zum sechsten Mal das Fest der Freude. Der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde mit den Botschaftern der Befreiernationen und tausenden anderen Menschen am Wiener Heldenplatz begangen. Der ORF III übertrug das Fest der Freude mit dem Gratiskonzert der Wiener Symphoniker live.
Wien, 8. Mai 2018 – Über 7.000 Besucherinnen und Besucher trotzten dem starken Gewitter und hörten die Worte des KZ-Überlebenden und Zeitzeugen Rudolf Gelbard, führender Politiker sowie das Konzert der Wiener Symphoniker am 8. Mai 2018 am Wiener Heldenplatz. Das vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) in Kooperation mit den Wiener Symphonikern zum sechsten Mal veranstaltete Fest der Freude ist jenem Tag vor genau 73 Jahren gewidmet, an dem der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich ein Ende gesetzt wurde. Im Gedenkjahr 2018 lag der thematische Schwerpunkt zusätzlich zum Tag der Befreiung auch auf dem Jahr 1938, und fokussiert auf die Schicksale von Menschen, die zu dieser Zeit vor der nationalsozialistischen Todesmaschinerie fliehen mussten.
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, betont die Bedeutung des Fests der Freude: „Am 8. Mai fand der Nazi-Terror sein Ende. Das ist ein Tag zum Feiern, aber auch zum Gedenken an die Millionen Opfer, die das nationalsozialistische Regime forderte. Ein Tag an dem wir uns zu einem ‚Niemals wieder‘ verpflichten!“
Zeitzeuge Rudolf Gelbard teilte seine Erlebnisse im KZ-Theresienstadt
Die musikalische Eröffnung fand mit dem eigens für das Fest der Freude komponierten Stück „Hier und jetzt“ des österreichischen Komponisten Kurt Schwertsik statt. Im Anschluss wurden kurze Videostatements der Zeitzeuginnen Elsie Slonim und Gertrud Weinber, die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus Österreich flüchten mussten, gezeigt. Ansprachen von Willi Mernyi, dem Vorsitzenden des Mauthausen Komitee Österreich, und Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka eröffneten die Veranstaltung am Wiener Heldenplatz. Die Worte des KZ-Überlebenden und Zeitzeugen Rudolf Gelbard waren der Höhepunkt des diesjährigen Fests der Freude.
Rudolf Gelbard wurde 1942, im Alter von 12 Jahren, aufgrund seiner jüdischen Herkunft mit seinen Eltern ins KZ-Theresienstadt deportiert. In seinem Bericht vom Leben im KZ-Theresienstadt erzählte Gelbard von den Gräueltaten im Konzentrationslager und der Deportation. Von etwa 15.000 Kindern, die nach Theresienstadt deportiert wurden, überlebten nur knapp 200 die nationalsozialistische Terrorherrschaft. Rudolf Gelbard ist noch heute als Zeitzeuge und Freiheitskämpfer tätig und engagiert sich bis heute aktiv für Demokratie und Menschenrechte.
Die Wiener Symphoniker setzen ein musikalisches Zeichen
Eröffnet wurde das Konzert mit dem Zweiten Satz aus der Komposition „Three Pictures of Chassidic Life“ von Ernest Bloch. Im Zentrum des Programms standen außerdem Werke von Leonard Bernstein, der 2018 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Neben dem „Waltz“ aus dem „Divertimento for Orchestra“ und der Ouvertüre zur Operette „Candide“ spielten die Wiener Symphoniker mit dem Konzertchor Wien und einem Wiener Sängerknaben als Solisten auch das dreiteilige Chorwerk „Chichester Psalms“, für das Bernstein hebräische Psalmentexte verarbeitete. Der gefeierte Violinist Julian Rachlin trat im Anschluss als Solist im Zweiten und Dritten Satz aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Konzert für Violine und Orchester in D-Dur in Erscheinung. Zum Finale wurde das Publikum am Heldenplatz Teil des Konzerts und sang gemeinsam, begleitet von den Wiener Symphonikern, Ludwig van Beethovens große Freudenhymne „Ode an die Freude“ aus der Neunten Symphonie. Geleitet wurde das diesjährige Konzert zum Fest der Freude von dem Ersten Gastdirigenten der Wiener Symphoniker Lahav Shani, der selbst Enkel von Überlebenden des Holocaust ist.
Fest der Freude auf ORF III und in der ORF-TVthek
Zum vierten Mal übertrug ORF III Kultur und Information am 8. Mai das „Fest der Freude“ mit dem Festakt und dem Konzert der Wiener Symphoniker live vom Wiener Heldenplatz.
Die „Fest der Freude“-Sondersendung, Festakt und Konzert sind via ORF-TVthek nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand unter
http://tvthek.orf.at/ verfügbar.
Statements:
Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen:
„Das Ende der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus jährt sich heuer zum 73. Mal. Ich danke allen, die auf den Wiener Heldenplatz gekommen sind, um gemeinsam daran zu erinnern und sich zu freuen. Es ist wichtig, dabei auch an konkrete Schicksale jener zu erinnern, die am eigenen Leib erfahren haben, was die schreckliche Zeit vor der Befreiung bedeutet hat.“
Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer:
„Am 8. Mai 1945 feiern wir nicht nur das Ende des Zweiten Weltkriegs, sondern auch das Ende eines menschenverachtenden Regimes – beides ist Grund für eine große gemeinsame Freude. Jüngste Entwicklungen zeigen aber, wie wichtig es ist, unsere Vergangenheit stets in mahnender Erinnerung zu behalten. Deshalb begehen wir nun schon zum sechsten Mal diesen Tag der Befreiung als Fest der Freude und setzen damit auch ein Zeichen für ein würdiges Gedenken an die Opfer der Shoah und an alle anderen Opfer des Nationalsozialismus.“
Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka:
„Das Ende des Krieges war eine Befreiung für Österreich und Europa. Wohin Rassenwahn und Vorurteil führen, muss uns zu jedem Zeitpunkt bewusst sein. Alleine schon vor diesem Hintergrund ist es zentral, kommenden Generationen die maßgebliche Errungenschaft der europäischen Einigung bewusst zu machen – das größte und erfolgreichste Friedensprojekt aller Zeiten.“
Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures:
„Die Geschichte zeigt: diktatorische und faschistische Kräfte haben besonders leichtes Spiel, wenn sie auf eine schwache Demokratie stoßen. Deshalb ist es unser Auftrag, für eine starke Demokratie und einen lebendigen Parlamentarismus Sorge zu tragen. Ja, die Demokratie muss in unserem Geist und in unseren Herzen sein, um zu leben!“
Amtsführender Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport in Wien Dr. Andreas Mailath-Pokorny:
„Das heurige Gedenkjahr erinnert an unsere Verantwortung gegenüber unserer Geschichte und ist zugleich ein Auftrag, Forschungs-, Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit zu leisten. Dies umso mehr, als sich wieder antisemitische und rassistische Töne in den gesellschaftspolitischen Diskurs einschleichen und diese als Einzelfälle bzw. Missverständnisse verharmlost werden. Umso wichtiger ist es, den 8. Mai als Freudentag zu begehen, markiert er doch das Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und den Beginn eines Neuanfangs für alle Österreicherinnen und Österreicher. Unablässig für demokratische Werte, Weltoffenheit und Solidarität einzutreten, ist uns Auftrag und Bedürfnis zugleich.“
Fotos und Presseunterlagen zum Fest der Freude 2018 unter
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