10.06.2021    1 Bild

Gutmann Kompakt Juni

Der Urlaub mit kleinen Einschränkungen ist in greifbarer Nähe
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Eurozone bewegt sich aus der Rezession heraus

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Volkswirtschaft und Geldpolitik

Eurozone bewegt sich aus der Rezession heraus
Das von uns erwartete Bild wurde vor Kurzem durch Zahlen bestätigt, die Eurozone erlebte rund um den Jahreswechsel eine neuerliche Rezession. Die Wirtschaftsleistung ist im Vergleich zum Vorquartal heuer in den ersten drei Monaten um 0,6 Prozent gesunken. Die gute Nachricht ist jedoch, dass das zweite Quartal das Ende der Rezession markieren dürfte. Zahlreiche Öffnungen ermöglichen den Konsumenten wieder den Weg zurück zur Normalität und die nahende Urlaubssaison scheint ebenfalls bereits in den Zahlen abzulesen zu sein. Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex sind zuletzt jedenfalls kräftig gestiegen und verdeutlichen somit den besseren Ausblick der Unternehmen.

Damit es so weitergeht, ist ein anhaltend guter Fortschritt bei den Impfungen nötig. Hier gab es glücklicherweise große Fortschritte in der Eurozone, wir sind daher zuversichtlich, dass die wirtschaftliche Delle nun hinter uns liegt. Entsprechend dem Impffortschritt sinken auch die Zahlen der Neuinfektionen, ein weiterer beruhigender Faktor, insbesondere wenn es um die Entwicklung der Pandemie in absehbarer Zeit geht. Hoffnungen auf eine sprunghafte Steigerung der Wirtschaftsleistung sollte man jedoch noch nicht hegen. Einerseits sind manche Länder doch noch vorsichtiger mit den Öffnungen, andererseits gibt es einzelne Wirtschaftssegmente, die mit Produktionsengpässen zu kämpfen haben, was den möglichen Output ebenfalls verringert.

Die Preise dürften jedenfalls steigen – die niedrigen Vergleichswerte aus dem Vorjahr führen zu einem aus statistischen Gründen erhöhten Preisniveau. Das hat zum Teil dazu beigetragen, dass die April-Inflationsrate bei 1,6 Prozent p.a. lag. Ungeachtet dessen gibt es durchaus auch aktuelle Faktoren, die nichts mit dem Vorjahr zu tun haben, die aber ebenfalls geeignet sind, die Preise nach oben zu treiben. Unter anderem zählt dazu die erwähnte Knappheit in einigen Sektoren, die sich in der Bauwirtschaft, aber auch im Technologiebereich bemerkbar macht. Zudem ist auch zu erwarten, dass einige Dienstleister auf die zu erwartende höhere Nachfrage bei gleichzeitig bescheidenen Umsatz-Zahlen in den vergangenen Monaten mittels Preiserhöhungen reagieren werden, um die Ertragslage zu steigern. Seit Herbst steigen die Preise in diesem Segment wieder an, die Pandemie-bedingte Delle schließt sich langsam wieder. Im April betrugen die Preissteigerungen im Dienstleistungsbereich 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im Laufe des zweiten Quartals erwarten wir Teuerungsraten, die im Jahresvergleich bei zwei oder teils sogar über drei Prozent liegen werden. Für die Notenbank würde aber selbst diese Entwicklung nicht zu einer Änderung ihrer geldpolitischen Ausrichtung führen. Nach wie vor geht die Europäischen Zentralbank (EZB) davon aus, dass die zu erwartenden Preisanstiege temporärer Natur sind. Dank solidem Wachstum werden die Zügel wieder ein wenig angezogen. Die chinesische Wirtschaft ist weiterhin mit gutem Tempo unterwegs, wenngleich zuletzt einige Daten enttäuschten. Im April stiegen die Einzelhandelsumsätze „nur“ um knapp 18 Prozent an, die Märkte hatten jedoch mehr erwartet. Überraschungen in beiden Richtungen sind in einem Umfeld, in dem viele Zahlen aufgrund ihrer Basiseffekte verzerrt sind, kein Wunder. Ungeachtet dessen stimmt jedoch der Pfad der Erholung, obwohl sich die Dynamik ein wenig zugunsten der globalen Märkte verschiebt und die heimische Nachfrage etwas zurückhaltend ausfällt.

Dass sich die globale Wirtschaft positiv entwickelt und mehr chinesische Güter nachgefragt werden, ist nicht nur für die Volksrepublik eine gute Nachricht. Es bedeutet auch, dass weite Teile der Welt in der Erholungsphase sind. Wachstumsraten der Exporte von 30 Prozent und mehr im Jahresvergleich sind aktuell keine Seltenheit. Damit kann auch ein klein wenig kompensiert werden, dass man im Inland versucht, vorsichtig auf die Bremse zu treten.

Vereinzelt bilden sich Ungleichgewichte in der Wirtschaft, denen man in Peking entgegentreten möchte. Materialkosten wie Stahl oder Kupfer stiegen in den vergangenen Monaten massiv an. Das wiederum verteuert Immobilien und macht diese weniger erschwinglich. Nicht zufällig hat man bereits bei der Kreditvergabe angesetzt und versucht so die Nachfrage ein wenig einzudämmen. Insgesamt befindet sich die chinesische Regierung somit in der heiklen Phase, die Erholung weitergehen zu lassen, aber dennoch mögliche Fehlentwicklungen so gut es geht im Keim zu ersticken. Über diesen Bemühungen schwebt zudem noch das Ökologisierungsthema der gesamten Wirtschaft.

Die Erholung in den Vereinigten Staaten erfährt das eine oder andere Schlagloch
Schlaglöcher müssen allerdings nicht schlimm sein – vorausgesetzt, man hat gute Stoßdämpfer. Im Fall der USA dürfte das Wirtschaftsvehikel damit ausgestattet sein. Umfangreiche Hilfspakete und darüber hinaus noch die Aussicht auf weitere staatliche (Investitions-)Pakete sorgen dafür, dass selbst kurze Enttäuschungen weich abgefedert werden können. Tatsächlich war es so, dass in den vergangenen Wochen einzelne Wirtschaftsdaten nicht den Erwartungen entsprochen haben.

Prominentestes Beispiel war der Arbeitsmarktbericht für den April, der circa 700.000 Stellen weniger auswies als erwartet. Die Finanzmärkte haben auf diese Enttäuschung gelassen reagiert, schließlich könnte diese schlechte Zahl ja auch dahingehend interpretiert werden, dass die Notenbank später beginnt, ihre expansive Geldpolitik zurückzufahren.

Deutlich weniger gleichmütig wurden die deutlich über dem Plan liegenden Inflationszahlen für den April aufgenommen. Die 4,2 Prozent Preisanstieg könnten schließlich zu einer früheren geldpolitischen Änderung führen. Die Datenlage lässt den Eindruck entstehen, dass die aktuelle Phase der Erholung ein wenig holprig ist. Das bedeutet aber keineswegs, dass wir von einer Abschwächung oder gar einem Ende dieser Erholung ausgehen. Wir befinden uns nur in einem Umfeld, in dem einerseits Zahlen durch die Situation des Vorjahres verzerrt und somit schwierig einzuschätzen sind, und andererseits hohe Erwartungen bestehen, die das Potenzial für Enttäuschungen haben.

Wirtschaftsdaten, die uns mit hoher Frequenz zur Verfügung stehen, weisen deutlich darauf hin, dass die Mobilität der Menschen wieder zunimmt: Sei es der Autoverkehr, die Flugpassagiere oder selbst die Menschen, die täglich mit der New Yorker U-Bahn fahren (es sind aktuell wieder mehr als zwei Millionen pro Tag) – sie alle bestätigen dieses Bild. Geöffnete Lokale, Freizeitparks, Sportstadien und ähnliche Einrichtungen sind die Voraussetzung und zugleich der Anreiz für die Menschen, wieder ihre Häuser zu verlassen. Nachdem nun auch wieder die Möglichkeiten für den privaten Konsum vorhanden sind, dürften die Menschen diese auch nutzen.

Der Wille ist sicherlich da, insbesondere nach den Einschränkungen der vergangenen Monate. Die finanziellen Möglichkeiten sind angesichts der gestiegenen Sparquote ebenfalls vorhanden. Zudem bietet eine außerordentlich hohe Zahl offener Stellen auch Jobsuchenden die Chance, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Wie bereits erwähnt, gab es hier jedoch auch schon eine Enttäuschung.
Offensichtlich ist, dass trotz einer hohen Nachfrage nach Beschäftigten, viele – zumindest vorerst – nicht in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind. Es scheint, dass die finanziellen Staatshilfen die attraktivere Option darstellen. Diese werden noch bis September angeboten und somit könnte es weiterhin eine Knappheit an Arbeitskräften geben, insbesondere im Segment der Geringverdiener. Die Frage ist nun, ob dies auch zu höheren Löhnen führen wird. Aktuelle Daten legen diesen Schluss nahe. Ob im Anschluss daran auch die Preise steigen werden, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Bei dieser Entwicklung befinden wir uns erst am Anfang. Allerdings steigt mit dem Szenario das Risiko, dass höhere Löhne einen weiteren und dazu sehr einflussreichen Baustein zu höherer Inflation legen.

Gewichtung der Anlageklassen

Solide Gewinnsaison
Die Gewinnsaison in den USA ist zu Ende. Erfreuliches war von den Unternehmen zu hören und zu lesen. 86 Prozent der Firmen im Index der 500 größten Titel, gereiht nach der Marktkapitalisierung, konnten die in sie gesetzten Gewinnerwartungen übertreffen. Seit der Finanzkrise 2008 verfolgt das Finanzinformationsunternehmen FactSet diese Zahlen und noch nie erhob sie höhere.

Damit liegt die Bewertung laut FactSet bei diesen großen Titeln im Schnitt bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,2. Das ist über dem 5-Jahres-Schnitt von 18 und ebenfalls über dem 10-Jahres-Schnitt, der bei 16 liegt. Ist nun die Zeit da, um sich von Aktien – aus Bewertungsüberlegungen – zu trennen?

Aktien weiter attraktiv
Unsere Antwort: Keineswegs! Die genannten Durchschnittsbewertungen sind interessant und geben einen historischen Kontext wieder, doch die Verteilung um diesen Mittelwert ist groß. Wir finden weiterhin ausgezeichnete Unternehmen zu fairen Preisen mit langfristig attraktiven Wachstumsaussichten.

Deshalb sind wir bei Aktien nach wie vor übergewichtet – mit fünf Prozentpunkten über der neutralen Gewichtung. Von einer kräftigeren Übergewichtung halten uns die aktuell aufkeimenden Inflationsängste ab. Damit verbunden war ein kräftiger Renditeauftrieb bei langfristigen Anleihen seit Jahresbeginn – vor allem in den USA, aber auch in Europa. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Kontinenten liegt darin: Bei US-Regierungsanleihen sind wir nominell solide im positiven Bereich und bei deutschen Regierungsanleihen weiterhin unter der Null-Prozent-Marke.

Unterstützung der Notenbanken
Die Finanzmärkte reagierten bis jetzt entspannt auf den „US-Inflationsschock“. Geholfen haben sicher beschwichtigende Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed, welche die bisherige Position der Notenbanker bekräftigte.

Die europäischen Währungshüter der EZB schlugen in die gleiche Kerbe und beruhigten die Marktteilnehmer, dass sie die Zukunft des Anleihekaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchasing Programme) auf der Zeitachse möglichst weit nach hinten schieben.

Konservativ positioniert
In den letzten Monaten hat sich unsere konservative Positionierung bewährt. Hätte man eine marktnahe Duration – zum Beispiel über passive Exchange Traded Funds (ETF) – gewählt, wären kräftige Kursverluste das Ergebnis gewesen. Unser Fokus auf Qualität, kurze Laufzeiten und eine kräftige Dosis an inflationsgebundenen Anleihen brachten Stabilität in die Gesamtheit der Mandate.
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Die 1922 gegründete Privatbank Gutmann ist auf Vermögensverwaltung und unabhängige Anlageberatung spezialisiert und Marktführer in Österreich. Die Mehrheit der Bank ist im Besitz der Familie Kahane. Zum Kreis der Eigentümer gehören auch leitende Mitarbeiter, die als Partner an der Bank beteiligt sind. Derzeit verwaltet Gutmann ein Kunden­vermögen von 24,7 Mrd. EUR (Stand per 30.09.2022). Das uns anvertraute Vermögen hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt. Zu den Kunden zählen in- und ausländische Unternehmer sowie Unternehmerfamilien, Stiftungen, vermögende Privatkunden und institutionelle Investoren. Das Traditionshaus wurde mehrfach als führende Privatbank in Österreich, im deutschen Sprachraum und in den CEE-Ländern ausgezeichnet.

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