14.04.2021    1 Bild

Gutmann Kompakt April 2021

Höhere Inflation wird kommen – aber bleibt sie auch?
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Neuerliche Lockdowns auf der Agenda

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Eurozone kämpft weiter gegen das Virus und sich selbst

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Volkswirtschaft und Geldpolitik

Eurozone kämpft weiter gegen das Virus und sich selbst
Nach wie vor prägen die Pandemie und der Umgang mit ihr das weltweite Geschehen. Da die Infektionszahlen in einigen Ländern weiter steigen, stehen neuerliche Lockdowns auf der Agenda. Zugleich schreitet die Durchimpfung nur sehr zögerlich voran. Das sind gute Voraussetzungen, um die angespannte Stimmung zwischen den Bundesländern, Bundesstaaten und nicht zuletzt der Europäischen Union weiter anzuheizen. Die vorgelebte Uneinigkeit der politischen Akteure endet jedoch nicht vor den Türen der Parlamente, sie setzt sich auch in Teilen der Bevölkerung fort. Somit schlittert man weiter in eine Phase, in der Einschränkungen aus gesundheitspolitischen Gründen notwendig erscheinen, die Menschen diese jedoch zunehmend schwerer akzeptieren und mittragen.

Für die Wirtschaft bedeutet dies eine Fortsetzung des schwachen Wachstums – nahe an der Grenze zum Stillstand. Zwar haben zuletzt verschiedene Indikatoren zur Konjunktur der Eurozone positiv überrascht, die aktuellen Entscheidungen über neuerliche Einschränkungen dürften jedoch den Optimismus der Unternehmer trüben. Und so bleibt es weiter von großer Bedeutung, in welchem Tempo die Impfungen über die Bühne gehen. Österreich kommt bisher auf 1,544 Millionen Geimpfte (Stand: Ende März; ein Drittel davon ist vollimmunisiert). Im internationalen Vergleich ist das bescheiden und verlangt nach anhaltender Geduld, bis es zur sogenannten Herdenimmunität kommt.

Trotz des derzeit verhaltenen Konjunkturverlaufs werden die kommenden Monate von Teuerungsraten geprägt sein, die an sich nicht zum sonstigen Stand der wirtschaftlichen Erholung passen. Dies liegt daran, dass im Vorjahr die Preise gefallen sind, als die Krise ausbrach und zum Beinahe-Stillstand der Wirtschaft in Europa führte. Prominentes Beispiel ist der Rohölpreis, der im April unter zehn US-Dollar pro Barrel betrug – die Sorte WTI wurde sogar kurze Zeit negativ gehandelt. Da Preise häufig im Jahresvergleich dargestellt werden, führen die nun kommenden Vergleiche zu einem sogenannten Basiseffekt, der aus einer geringen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr resultiert. Aktuell kostet das Barrel etwa 60 US-Dollar. Derzeit sieht es danach aus, als ob diese Effekte nur temporärer Natur wären und somit keine Reaktion der Notenbank auslösen werden.

China blickt mit Distanz auf die Pandemie
Das wirtschaftliche Umfeld ist in China bereits seit längerem durchaus dynamisch. Eine gute heimische, aber auch die globale Nachfrage haben die Coronalücke wieder zu schließen vermocht. Der Optimismus geht sogar so weit, dass geplante und stimulierende Maßnahmen verringert werden. Allerdings kommt selbst die Volksrepublik noch nicht ganz an der Pandemie vorbei, auch wenn der Weg zur Normalität schon viel weiter fortgeschritten ist als woanders – liegen doch die publizierten Neuinfektionen seit mehreren Wochen bei unter 50 Personen pro Tag. Es geht aber weniger um die Einschränkungen im eigenen Land, sondern um den Tourismus, denn Impfungen werden wohl in Zukunft ein Kriterium für die Einreise darstellen. Nachdem die chinesische Bevölkerung geschäftlich, aber auch zur Erholung wieder verreisen möchte, gibt es noch einiges zu tun. Das Impftempo fällt mit derzeit etwa 8 Dosierungen pro 100 Einwohnern relativ gering aus. Das Ziel der Regierung, 40 Prozent der Bevölkerung mit zumindest einer Dosierung bis Jahresmitte geimpft zu haben, erscheint daher aus heutiger Sicht zu optimistisch. Jedenfalls soll bis Jahresende die Herdenimmunität erreicht werden. Da die Politik hinter diesem Ziel steht, sollte das sportlich anmutende Vorhaben nicht zu früh als gänzlich unrealistisch abgetan werden.

USA nehmen Einschränkungen zurück
Der rasche Impffortschritt ist eine wesentliche Voraussetzung für die Rückkehr zur langersehnten Normalität und macht es möglich, dass zahlreiche Bundesstaaten ihr öffentliches Leben wieder mit deutlich geringeren Einschränkungen regeln. Der Anteil der US-Amerikaner mit vollständiger Impfung liegt aktuell bei etwa 15 Prozent. Die besonders bevölkerungsreichen Staaten wie New York, Kalifornien und Texas liegen etwa entlang des Landesdurchschnitts. Tatsächlich zeigen auch verfügbare Daten zur Mobilität, dass sich das Verhalten bereits an diese neuen Umstände anpasst. Die Zeit, die im öffentlichen Raum zur Erholung verbracht wird, nimmt in vielen Bundesstaaten wieder zu. Auch die Zahl der Flugpassagiere steigt und hat erstmals seit März 2020 wieder die Marke von 1,5 Millionen überschritten.

Das weiterhin engagierte Vorgehen von US-Präsident Joe Biden und die Tatsache, dass mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson bereits das nächste Vakzin zur Verwendung bereitsteht, stimmt uns positiv für die weitere Erholung.

Spannend wird es nun, wie rasch diese Entwicklung am Arbeitsmarkt ankommt. Zahlen für den März geben bereits ein erstes aufschlussreiches Bild. So wurden netto mehr als 900.000 neue Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenrate liegt bei 6,0 Prozent.

Nicht nur das: Es zeigt sich auch, dass viele Kleinunternehmer wieder ihre frühere Tätigkeit aufnehmen konnten. Somit werden gerade wichtige Voraussetzungen für einen weiteren guten Verlauf des privaten Konsums, dieser so wichtigen Säule der US-Wirtschaft, geschaffen.

So gut diese Nachrichten sind, auch die US-Bevölkerung wird in den kommenden Monaten mit höheren Teuerungsraten konfrontiert werden. Diese sollten zwar den aufgestauten Konsumhunger nicht vertreiben, aber vielleicht im einen oder anderen Segment für eine Preisüberraschung sorgen. Auch für die Vereinigten Staaten stellt sich nämlich die Frage, ob es bei einem temporären Preisanstieg bleibt, oder ob das Teuerungsniveau auf längere Zeit nach oben verschoben wird, bzw. es auf Sicht mehrerer Jahre zu Inflationsraten über zwei Prozent im Jahresvergleich kommt. Viel wird davon abhängen, wie die Angebotsseite der Wirtschaft mit der künftigen Nachfrage umgehen kann. Es knüpfen sich viele Erwartungen an die Konsumenten, die dank großzügiger Hilfspakete durchaus in der Lage sind, wieder vermehrt Geld auszugeben.

Vergleichsweise unsicher ist hingegen die Situation bei den Anbietern. Werden sie ebenso rasch die Produktion hochfahren können, wie sich die Nachfrage entwickeln könnte? Gibt es Engstellen im Lieferbereich, die die Produktion eindämmen? Diese und ähnliche Fragen werden in den kommenden Monaten beantwortet werden müssen. Aus heutiger Sicht lässt sich nur sagen, dass man das Risiko einer höheren Teuerung auf seinem Radar haben sollte.

Gewichtung der Anlageklassen

Aktiengewinne im ersten Quartal
Die Aktienkurse sorgten für kräftige Gewinne auf dem internationalen Börsenparkett. Vor allem im März beschleunigte sich die Aufwärtsbewegung, dieser Trend war auf breiter Front sichtbar. Eine Branche allerdings stach überraschenderweise hervor: der Energiebereich. Nach Verwerfungen zu Beginn des Corona-bedingten Lockdowns im vorigen Jahr kletterte der Preis in den letzten Monaten wieder nach oben.

In unserer Aktienstrategie setzen wir auf sechs unterschiedliche Themen. Darunter fallen etwa Digitalisierung, Konsum im Wandel oder demografischer Wandel. Ein weiteres Thema ist die stabile Dividende, hier halten wir nach wie vor Energietitel. Das hat in diesem Jahr positiv zur Gesamtentwicklung beigetragen.

Interessant zu beobachten war, dass Technologiewerte im ersten Quartal 2021 eher am Ende der Sektoren-Rangliste zu finden waren. Im Februar korrigierten einige Tech-Werte kräftig, bevor sie sich im März stabilisieren konnten.

US-Zinsen steigen
Das gute Aktienquartal ist umso bemerkenswerter, wenn man sich die Entwicklung der Zinsen für langlaufende Anleihen in den USA ansieht. Von einem Tief bei 0,5 Prozent im Sommer 2020 stiegen sie auf aktuell 1,7 Prozent an. Das bedeutete im ersten Quartal zweistellige Kursverluste bei Anleihen mit langer Laufzeit. Auch in Europa bewegten sich die Renditen nach oben, liegen aber bei zehnjährigen deutschen Staatsanleihen noch immer im negativen Bereich.

Der Markt preist absehbare und künftige Ereignisse ein und sieht hier eines ganz klar: Die Durchimpfung in den USA ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Frage ist also: Wenn also im Sommer der Großteil der Bevölkerung geimpft ist und das angesparte Geld endlich ausgeben möchte – kommt dann das Inflationsgespenst?

Reizwort Reflation
Reflation wurde zum Reizwort des ersten Quartals und schickte die Kurse ultralanger Anleihen in den Keller. In so einem Umfeld blickt der erfahrene Anleger automatisch auf die Risikoaufschläge der Unternehmensanleihen (die sogenannten Spreads). Weiten sich diese aus, wirkt sich das negativ auf den Anleihepreis aus. Doch nichts geschah. Womit es im ersten Quartal besser war, Unternehmensanleihen im Portfolio zu haben als langfristige Staatsanleihen. Im Fachjargon gesagt: Credit lief deutlich besser als Duration.

Unserer Meinung nach wird der Renditeanstieg für Anlageformen wie Aktien oder Unternehmensanleihen erst zu einem Problem, wenn zehnjährige US-Staatsanleihen über zwei Prozent Rendite bringen – und dann auch nur kurzfristig. Bei diesem Rendite-Niveau stellen sie zumindest für einen Teil der Investoren eine attraktive Alternative zu Aktien und Unternehmensanleihen dar. Die meisten Euro-Staatsanleihen sind dank der klaren Intervention der Europäischen Zentralbank sowieso weit weg davon, attraktive oder zumindest positive Renditen zu bringen.

Wählerisch bleiben
Im Endeffekt kann man behaupten, bei den Staatsanleihen wurde eine (Un-)Sicherheitsprämie im ersten Quartal eingerechnet, da der Markt den kommenden Impferfolg realistisch einpreist. Weil aber danach die Welt sehr viele Schulden und auch sonst noch genug Probleme haben wird, werden die Notenbanken ihr Monetarisierungsprogramm namens Quantitative Easing noch lange durchziehen. Die Suche nach Rendite geht daher in die nächste Runde und treibt Unternehmensanleihen zu immer engeren Spreads, weshalb wir bei den Emittenten zunehmend wählerisch werden.

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