12.11.2020    1 Bild

Gutmann Kompakt November

Maßnahmen zur Pandemie-Eingrenzung drücken auf Wachstum im vierten Quartal
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Neuerliche Lockdowns auf der Agenda

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Durch die teils dramatische Ausbreitung des Corona-Virus insbesondere seit Anfang Oktober waren einige Staaten gezwungen, neuerliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ein Lockdown wie wir ihn vom Frühjahr dieses Jahres kennen, wird dabei so gut es geht vermieden.

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Volkswirtschaft und Geldpolitik

Europa: Nicht immer wird der Lockdown auch so bezeichnet
Durch die teils dramatische Ausbreitung des Corona-Virus insbesondere seit Anfang Oktober waren einige Staaten gezwungen, neuerliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ein Lockdown wie wir ihn vom Frühjahr dieses Jahres kennen, wird dabei so gut es geht vermieden. Dafür wurden aber partielle Eingriffe in das öffentliche Leben nötig. Nächtliche Ausgangssperren, geschlossene Restaurants und Bars sowie Verbote von Menschenansammlungen sind häufig gewählte Instrumente, um die weitere Ausbreitung der Pandemie einzudämmen.

Die aus wirtschaftlicher Sicht gute Nachricht ist, dass Produktionsbetriebe oder auch der Einzelhandel weitestgehend normal ihrer Tätigkeit nachkommen können. Zweifellos jedoch bringen diese neu geschaffenen Tatsachen für zahlreiche Dienstleister massive Einbußen mit sich. Dies gilt insbesondere für jene Regionen bzw. Gemeinden, die stark vom Wintertourismus abhängig sind. Auch hier ist mit einer geringeren Geschäftstätigkeit zu rechnen.

Ein paar Zahlen dazu: Im Vorjahr zählte die Statistik 46,2 Millionen Ankünfte in Österreich. Die Zahlen sind im Sommer und Winter nahezu ausgeglichen, jede Saison bringt also über 20 Millionen Menschen in unser Land. Im Winter jedoch liegt der Anteil der ausländischen Gäste bei 75 Prozent. Sie bringen normalerweise einen Umsatz von knapp über zehn Milliarden Euro. Das entspricht in etwa zwei Prozent der Wirtschaftsleistung Österreichs in einem ganzen Jahr! Je nachdem wie sich die Situation um die Reisewarnungen weiterentwickelt, kann es hier zu Einbrüchen kommen. Die Geschehnisse des Frühjahres sind vielen sicherlich noch gut in Erinnerung. Daher sind ähnliche Szenarien wohl in dieser Saison weder erwünscht noch dürfte man sie dieses Mal dulden.

Es ist also damit zu rechnen, dass das vierte Quartal – wie auch bereits in unserem Oktober-Newsletter erwähnt – erneut schwierig werden, und die Unsicherheit zunehmen wird. Das mögen weder die Finanzmärkte noch die Unternehmen. Denn sie müssen schließlich planen – und genau das wird schwieriger. Dessen ist sich die Europäische Zentralbank (EZB) durchaus bewusst und hat deshalb angekündigt, sämtliche bisher in Verwendung befindlichen geldpolitischen Instrumente neu zu „kalibrieren“. Details drangen bislang nicht durch, diese werden erst im Dezember folgen. Die Unterstützung durch die EZB bleibt aber jedenfalls weiter bestehen und das ist für sich schon ein gutes Zeichen.

Gute Nachrichten aus der Volksrepublik China
China verfolgte schon zu Beginn eine etwas andere Strategie. Der Fokus der staatlichen Hilfen richtete sich nicht an die Bevölkerung selbst, sondern an die Betriebe, sodass die Menschen möglichst rasch wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren konnten. Bislang scheint sich diese Taktik bewährt zu haben. Denn die chinesische Industrie erfreut sich weiterhin guter Wachstumsraten. Im September betrug der Zuwachs knapp sieben Prozent im Jahresvergleich. Dafür ist natürlich nicht nur die heimische Nachfrage verantwortlich, sondern insbesondere jene aus dem Rest der Welt. Dass die chinesischen Fließbänder früher als jene anderer Länder wieder ihren Dienst aufnehmen konnten, hat China einen Wettbewerbsvorteil gebracht. Die reichhaltige Produktpalette, auch im Bereich der Digitalisierung, hat ebenfalls geholfen. Allerdings verbirgt sich hier ein kleines Risiko für die chinesische Wirtschaft. Dieses besteht einerseits darin, dass in diesem Jahr für viele Betriebe eine Art digitaler Aufholprozess stattfand beziehungsweise stattfinden musste. Dieser Effekt hat ein Ablaufdatum. Und zum anderen ist natürlich der weitere Verlauf der Pandemie noch ungewiss und so kann ein neuerlicher Lockdown in verschiedenen Teilen der Welt für einen erneuten Rückgang der Nachfrage sorgen.

Positiv ist jedoch, dass auch der private Konsum mittlerweile wieder im Wachstumsbereich angelangt ist.  Zwar sind die Wachstumsraten vor der Krise noch nicht erreicht, im Jahresvergleich betrug der Anstieg zuletzt aber wieder knapp über drei Prozent.

Strategisch wurden die Weichen für den neuen Fünf-Jahres-Plan gestellt. Die Volksrepublik möchte sich künftig weniger auf konkrete Wachstumszahlen fokussieren, sondern ein qualitatives Wachstum generieren. Dazu möchte man die heimische Nachfrage stärken, auf Innovationen setzen und wirtschaftliche Reformen im Sinne einer weiteren Liberalisierung durchführen. Die Stärkung der heimischen Nachfrage wird üblicherweise dadurch erzielt, dass man eine breite Mittelschicht schafft, somit mehr Menschen den Zugang zu Bildung ermöglicht, und insgesamt ein höheres Lohnniveau ermöglicht.

Die Vereinigten Staaten gefangen zwischen Politik und Pandemie
Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die Wahl bereits geschlagen. Ein finales Endergebnis lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Daher können wir an dieser Stelle leider noch nicht mit einer Analyse des Resultates dienen.

Dafür gibt es bereits die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal. Es betrug 33,1 Prozent annualisiert. Diese Rekordzahl mag überraschen und zu einer allzu optimistischen Einschätzung der tatsächlichen Lage führen. Denn schließlich betrug der Rekordrückgang im zweiten Quartal etwas über 31 Prozent annualisiert. Das Bruttoinlandsprodukt ist in absoluten Werten noch nicht da, wo es vor Ausbruch der Krise war. So fehlen beispielsweise auf den Output der ersten drei Monate dieses Kalenderjahres knapp 500 Milliarden US-Dollar. Zugegeben, bei einem Niveau von derzeit 18.500 Milliarden US-Dollar ist der Unterschied gering.

Trotz dieser Erholungszeichen gibt es weiterhin belastende Faktoren, die aus der Pandemie resultieren. Gerade der Dienstleistungsbereich ist in den Vereinigten Staaten weiterhin einer großen Belastung ausgesetzt. So liegen Restaurantreservierungen in New York nach wie vor etwa 50 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Es wird deutlich weniger geflogen und insbesondere in den stärker von der Pandemie betroffenen Staaten merkt man, dass die Menschen auf die zuletzt wieder gestiegenen Infektionszahlen mit einer Einschränkung ihrer Mobilität reagieren. Zwar ist der Grad des Ausmaßes noch nicht besorgniserregend, aber vier der fünf wirtschaftlich wichtigsten Bundesstaaten der USA – Kalifornien, Florida, Texas und Illinois – sind derzeit stärker von der Pandemie betroffen als andere Staaten. Der fünfte Bundesstaat, New York, weist derzeit zwar vergleichsweise geringe Infektionsraten auf, dennoch weisen verschiedene Daten darauf hin, dass das sonst äußerst belebte Manhattan derzeit vergleichsweise leer ist. Das belegen unter anderem Passagierzahlen aus der New Yorker U-Bahn, welche aktuell pro Tag etwa zwei Millionen Menschen weniger befördert als noch Anfang März 2019.

Grundsätzlich ist die wirtschaftliche Erholung in den Vereinigten Staaten auf einem guten Weg. Es bedarf jedoch rasch weiterer fiskalischer Hilfen, denn Belastungen bestehen nach wie vor und der Weg von wirtschaftlichen Problemen der Unternehmen zum Arbeitsmarkt ist in den USA ein kurzer.

Gewichtung der Anlageklassen

Gewinnzahlen besser als erwartet
Die Saison der Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal 2020 ist gestartet. Im Vorfeld dazu veröffentlichten Analysten bereits ihre Erwartungen für die Gewinnzahlen. Nach dem Eintreffen der ersten Berichte scheint es, dass die Analysten zu negativ eingestellt waren. Denn nach den Daten des US-amerikanischen Finanz- und Softwareunternehmens „FactSet“, haben 84 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen. Bleibt es bis zum Ende der Gewinnsaison bei diesem Niveau, wäre es der höchste Prozentsatz seit 2008.

Unabhängig von den Erwartungen gingen die Gewinne für den S&P 500 Index absolut gesehen um 16,5 Prozent zurück. Dieser Rückgang und eine gute Aktienmarktentwicklung resultierten in einer Bewertung, die über dem Durchschnitt der letzten 5 bis 10 Jahre liegt.

Doch diese Bewertung ist nicht gleichmäßig über den Markt verteilt. Einzelne Bereiche – wie zum Beispiel alles rund um das Thema „Cloud Computing“ – sind stark angestiegen; mit sehr hohen Erwartungen an zukünftiges Wachstum und damit hohen Bewertungen auf den erzielten Umsatz der Cloud-Unternehmen. Viele andere Sektoren leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Entsprechend pessimistischer werden sie von den Anlegern eingeschätzt und entsprechend tiefer fallen die Bewertungen aus. Dieses Umfeld kommt unserer „Stock Picking“-Strategie sehr entgegen. Es macht für uns wenig Sinn, den Gesamtmarkt zu kaufen – wir konzentrieren uns lieber auf die Auswahl einzelner Unternehmen.

Zusätzlich sind wir mit dem Verfall der Zinsen in den USA tatsächlich bei einem weltweiten Nullzinsumfeld angekommen. Wie schon im letzten Monat ausgeführt, sind tiefe Zinsen ein wichtiger Faktor für die Bewertung der Aktienmärkte. Denn damit geht auch ein tieferer Diskontierungssatz einher und lässt die Barwerte von Aktien steigen.

Es ist vor allem dieser Faktor, der uns dazu bewegt hat, die Aktiengewichtung in den Gutmann Vermögensverwaltungen auf „neutral“ anzuheben. Diese Entscheidung wurde im Laufe des Oktobers in den Mandaten umgesetzt.

Neuemission der Europäischen Union
Im letzten Monat gab es an den Anleihemärkten eine interessante Entwicklung. Die Europäische Union begab erstmals Sozialanleihen: zwei Emissionen (Laufzeit 10 und 20 Jahre) im Rahmen des neuen „SURE“-Programmes. Die Nachfrage der Investoren war rekordverdächtig hoch. Die aufgenommenen Mittel werden in Form von Darlehen an die begünstigten Mitgliedstaaten ausgezahlt und dienen der Finanzierung von Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. Die Emissionsrendite der 10-jährigen Tranche war negativ und die der 20-jährigen leicht positiv. Das klingt zwar nach wenig, ist aber noch immer eine attraktive Alternative zu kerneuropäischen Staatsanleihen.
Bank Gutmann
Über Bank Gutmann
Die 1922 gegründete Privatbank Gutmann ist auf Vermögensverwaltung und unabhängige Anlageberatung spezialisiert und Marktführer in Österreich. Die Mehrheit der Bank ist im Besitz der Familie Kahane. Zum Kreis der Eigentümer gehören auch leitende Mitarbeiter, die als Partner an der Bank beteiligt sind. Derzeit verwaltet Gutmann ein Kunden­vermögen von 24,7 Mrd. EUR (Stand per 30.09.2022). Das uns anvertraute Vermögen hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt. Zu den Kunden zählen in- und ausländische Unternehmer sowie Unternehmerfamilien, Stiftungen, vermögende Privatkunden und institutionelle Investoren. Das Traditionshaus wurde mehrfach als führende Privatbank in Österreich, im deutschen Sprachraum und in den CEE-Ländern ausgezeichnet.

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