3. Internationale Bürgermeisterkonferenz NOW: Kinder auf der Flucht und die Verantwortung der Gesellschaft Vier Panel-Diskussionen, zahlreiche Workshops und Erlebnisberichte von Geflüchteten sowie eine Podiumsdiskussion mit 12 Bürgermeistern aus zehn betroffenen Ländern bildeten den Rahmen der zweitägigen Konferenz, die am 30. und 31. Jänner in Wien stattfand. Die beiden Tage waren von großem Engagement und regem Erfahrungsaustausch der TeilnehmerInnen geprägt. Das zentrale Thema dieser bereits dritten Konferenz lautete: „Kinder unter dem Radar“. Die Kuratorin der Konferenz, Viola Raheb, betonte, dass „jedes geflüchtete Kind durch Fürsorge, Förderung und Integrationsmaßnahmen ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein kann.“ André Heller, einer der Initiatoren von NOW, strich die gesellschaftliche Verantwortung aller hervor: „Es ist unsere moralische Mindestverpflichtung, uns über die Schrecken der Wahrheit detailreich zu informieren und daraus Handlungskonsequenzen zu ziehen.“ Diese Verantwortung bestünde selbstverständlich gegenüber allen benachteiligten Kindern, ergänzte Patricia Kahane, Präsidentin der Kahane-Stiftung und Mitbegründerin von Act.Now. „Alle Bemühungen zur Wahrung der Kinderrechte und Verbesserung der Bildungschancen müssen in gleicher Weise für Kinder gelten, die bereits im Land leben – egal ob hier geboren oder nicht.“ Catherine Barnett, UNICEF, hob hervor, wie wichtig es ist, dass dieses Thema mehr Beachtung findet: „Obwohl Kinder einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen und wir derzeit die massivste Kinder-Krise in Europa erleben, ist die Internationale Bürgermeisterkonferenz NOW die erste internationale Fachtagung, bei der die Situation von geflüchteten Kindern im Mittelpunkt steht“, so Barnett. Wie viel Potenzial in den Kindern steckt, demonstrierten diese eindrucksvoll bei einem gemeinsamen Konzert, das am Montag unter der Leitung von Marwan Abado vor begeistertem Publikum stattfand. Menschenhandel, Gewalt und Zwangsarbeit Die Gefahren, denen sich Kinder auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft ausgesetzt sehen, sind zahlreich: Fast alle sind auf ihrer Flucht vor Gewalt weiterer Gewalt ausgesetzt, die auch nicht in den vermeintlich „sicheren Häfen“ endet. Dazu zählen Menschenhandel, Zwangsarbeit, Vergewaltigung, Zwangsprostitution und Zwangs-Ehe sowie Zwangsrekrutierung in Armeen und Milizen, um nur einige zu nennen. Wovor die Kinder flüchten, verdeutlichte etwa die Erzählung des syrischen Schriftstellers und Journalisten Yamen Hussein, der von einem dreijährigen (!) Kind berichtete, das eben aus einer mehr als zweijährigen Haft entlassen worden war. Traumatisierung und der Umgang damit war deshalb neben Bildung einer der inhaltlichen Schwerpunkte der Konferenz. „Denn die erlebten Traumata werden nicht an der Grenze abgegeben“, so Raheb. „Um eine prosperierende Gesellschaft für alle sicherzustellen, braucht es dringend psychosoziale Betreuung für geflüchtete Kinder. Außerdem müssen wir – auch im eigenen Interesse – dafür sorgen, ihnen die Teilhabe am Bildungssystem zu ermöglichen.” Good Practice-Beispiele gab es etwa aus Jordanien und dem Libanon zu berichten, wo bereits tausende Schulklassen für betroffene Kinder geschaffen wurden. Für großen Applaus sorgten auch die Erzählungen der aus Pakistan stammenden Journalistin Meera Jamal und der somalischen Bestsellerautorin und vielfach ausgezeichneten Friedensaktivistin Farah Abdulahi, die es trotz widrigster Umstände geschafft haben, sich eine Zukunft im Westen aufzubauen. Abdulahi, Hussein und Jamal engagieren sich mit ihren Aktionen und Publikationen unermüdlich dafür, auf die Situation von geflüchteten Kindern aufmerksam zu machen und ehestmöglich zu verbessern. Fazit der Konferenz Die TeilnehmerInnen der Konferenz verpflichteten sich, ihre Erfahrungen und Good Practice-Beispiele noch intensiver als bisher untereinander auszutauschen. Alle anwesenden VerantwortungsträgerInnen und in die Thematik Involvierte aus dutzenden Ländern werden sich weiter für eine offene Gesellschaft einsetzen, die insbesondere die Verletzlichsten schützt und Bedrohte mit offenen Armen und offenem Herzen aufnimmt. Konkret haben sich bereits auf der Konferenz mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die ab sofort gemeinsam die hier entstandenen Ideen weiterentwickeln und in die Praxis umsetzen werden. Eine Zusammenfassung der Konferenzergebnisse wird bis Mitte Februar vorliegen und kann u. a. auf der Website http://now-conference.org abgerufen werden. Bilder und Videos von den Konferenztagen finden Sie unter: http://now-conference.org/press-material Rückfragehinweis: Robert Schafleitner, Act.Now media@act-n-o-w.com +43/ 660 628 30 77 www.now-conference.org/vienna2017 #noconf