Gutmann Investment Mail
November 2017 Röstfrisch ins Portfolio. What else? Der Genuss von Filterkaffee kommt aus der Mode, Portionskaffee liegt voll im Trend. Davon profitieren Hersteller von Kapselkaffee und Kaffeehausketten. Und immer mehr Chinesen können sich für das Bohnengetränk erwärmen, was das Absatzpotenzial enorm steigert. Für Investoren stellt sich die Frage, welche Unternehmen am meisten vom florierenden Geschäft mit der Kaffeebohne profitieren. Bis in die 1960er-Jahre wurde hauptsächlich Filterkaffee konsumiert. In den 1990er-Jahren gewannen Espressogetränke an Beliebtheit, seit rund 15 Jahren sind Kaffeekapseln begehrt. Diese bieten Konsumenten gleichbleibend hohe Qualität. Das wirkt sich auch auf den Preis aus. Kapseln sind mitunter ungleich teurer als Kaffeepulver, das in Filtermaschinen verwendet wird. Trend zu Premium-Kaffee Qualität hat ihren Preis. Das gilt auch beim Kaffeegenuss, für den immer mehr Konsumenten bereit sind, mehr für einen Espresso oder einen Caffeé Latte auf den Tisch zu blättern. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass immer mehr kleine und spezialisierte Kaffeehausketten auf den Markt kommen, die hochqualitativen Kaffee anbieten. Dabei konzentrieren sich die Anbieter auf natürlichen Geschmack und sorgfältige Herstellung von Kaffee. Diesem Trend folgen auch große Player. So hat etwa Lebensmittelgigant Nestlé angekündigt, die auf Qualitätskaffee fokussierte US-Kette Blue Bottle Coffee kaufen zu wollen. Unternehmen wie Nestlé und Starbucks ist es gelungen, verstärkt Premiumkaffee zu verkaufen. Nestlé führte bereits 1986 die Marke Nespresso ein. Über die Jahre hat es der Schweizer Nahrungsmittelmulti geschafft, eine immer größere Marktdurchdringung mit seinen Premium-Produkten zu schaffen. Dabei sind die Preise wesentlich höher als bei normalem Filterkaffee. Bei Starbucks kann eine Tasse Kaffee rund fünf Euro kosten. Trotz solcher hohen Preise geht das Konzept auf. Das Geschäft mit der Bohne floriert. Löskaffee reicht nicht Laut Schätzungen der International Coffee Organization lag der Pro-Kopf-Verbrauch in China 2013 bis 2014 bei lediglich 83 Gramm pro Jahr. Das entspricht fünf bis sechs Tassen Kaffee und ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was in vielen westlichen Ländern konsumiert wird. Zum Vergleich: Die Finnen trinken jährlich im Schnitt 813 Tassen Kaffee, die Österreicher immerhin noch 520 Tassen. Aber der Konsum im Reich der Mitte steigt rapide. Zwischen 2004 und 2014 erreichte das jährliche Wachstum im Schnitt 16 Prozent. Damit ist China eines der Länder mit dem größten Anstieg des Kaffeekonsums weltweit. Ursache dafür ist auch, dass immer mehr Chinesen in die Mittelschicht aufsteigen, die verstärkt das Heißgetränk für sich entdeckt. Das eröffnet bei den Absatzmengen weiter deutliches Steigerungspotenzial. Dazu kommt, dass eine Veränderung der Konsumgewohnheiten hin zu höherwertigen Produkten zu orten ist. Löskaffee ist auch immer mehr Chinesen nicht gut genug. Kaffeekonsum in ausgewählten Ländern: Land, kg/Jahr, Tassen/Jahr Quelle: International Coffee Organization Profiteure Doch welche Unternehmen profitieren am meisten vom Trend zum Kaffee? Nestlé ist der größte Kaffeekonzern der Welt. An zweiter Stelle folgt die US-Kaffeehauskette Starbucks. Das drittgrößte Kaffeeunternehmen ist die nicht an der Börse gelistete Investmentholding JAB der Familie Reimann, zu der Unternehmen wie Jacobs Douwe Egberts und Keurig Green Mountain gehören. Nestlé: Der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt verfügt über ein relativ diversifiziertes Produktportfolio. Das Kaffeegeschäft mit den Marken Nescafé und Nespresso hat hohen Stellenwert. Die Kaffeeumsätze wachsen schneller als in anderen Geschäftsbereichen von Nestlé und weisen eine überdurchschnittliche Profitabilität auf. In Europa ist die Marktstellung bei Portionskaffee durch Nespresso sehr stark. Das ist in den USA anders. Jenseits des großen Teichs ist der Kapselproduzent Keurig Green Mountain, der kürzlich von der Investmentholding JAB gekauft wurde, an erster Stelle. Aber Nestlé geht in die Offensive. Für die USA wurde ein eigenes Kapselsystem namens Vertuoline entwickelt. Starbucks: Starbucks selbst und seine Franchise-Partner betreiben weltweit mehr als 25.000 Restaurants. Das Unternehmen aus Seattle setzt verstärkt auf China. In den nächsten fünf Jahren soll China der größte Markt für Starbucks außerhalb der USA werden. Aktuell betreibt das Unternehmen in China rund 2.800 Restaurants. Ziel ist, bis 2021 auf 5.000 Restaurants zu kommen. Außerdem hat Starbucks kürzlich seine Partner aus dem Joint Venture East China für 1,3 Milliarden US-Dollar ausgekauft. Damit erhält das Unternehmen die Kontrolle über 1.300 Restaurants in 25 Städten. Die Transaktion war der größte Deal in der Starbucks-Geschichte. Investmentkonsequenzen Um dem Kaffeetrend Rechnung zu tragen, sind wir in der Dividendenstrategie in Nestlé investiert. Die Gewinnausschüttungen sind durch die breite Aufstellung gut abgesichert. Es ist davon auszugehen, dass das Kaffeegeschäft neben zahlreichen anderen Segmenten künftiges Dividendenwachstum ermöglicht. In unserem stärker auf Wachstumsunternehmen ausgerichteten Fonds Gutmann Aktienfonds halten wir Aktien von Starbucks. Starbucks kann aufgrund des ambitionierten Plans für die Neueröffnungen von Restaurants deutlich schneller wachsen und die Profitabilität steigern. © Bank Gutmann Aktiengesellschaft, Schwarzenbergplatz 16, 1010 Wien, Österreich Tel.: +43-1-502 20-0, http://www.gutmann.at November 2017