Österreichische Aufsichtsräte haben Erfahrung in Unternehmensführung Laut Corporate Governance Monitor 2020 sind auch internationale Erfahrung, Branchenwissen und Finanzexpertise wichtige Qualifikationen – Digitalisierungskompetenz war bisher noch nicht im Fokus. Mit dem Corporate Governance Monitor werden jährlich die Vergleichsergebnisse von Corporate Governance-Systemen in kapitalmarktorientierten Unternehmen in Österreich und Deutschland dargestellt. Aus dem aktuellen Bericht geht hervor, dass sich Aufsichtsratsmitglieder insbesondere durch Unternehmensleitungs- und bestehende Aufsichtsratserfahrung auszeichnen. Zudem ist ein Großteil der österreichischen Aufsichtsräte mit Personen besetzt, die internationale Erfahrung, Branchenwissen, Finanz- und Rechtsexpertise vorweisen. Experten in den Bereichen Digitalisierung oder Human Ressource sind dagegen bisher nur in geringerem Ausmaß vertreten. Das zeigt die Auswertung der Johannes Kepler Universität Linz, bei der im Rahmen des Corporate Governance Monitors 2020 die Qualifikationen von österreichischen Aufsichtsratsmitgliedern analysiert wurden. Wien, 26. November 2020 – Der Corporate Governance Monitor 2020, ein Forschungsprojekt der Johannes Kepler Universität in Kooperation mit dem Board Service Center, bietet einen quantitativen Einblick in Corporate Governance-Systeme deutscher und österreichischer börsennotierter Unternehmen. Gefördert wird diese Forschungsinitiative von der B&C Privatstiftung, die über ihre Holdinggesellschaften an den großen börsennotierten Industrieunternehmen AMAG Austria Metall, Lenzing und Semperit beteiligt ist und sich seit Jahren für die Professionalisierung der Aufsichtsratstätigkeit einsetzt. In dieser zweiten Ausgabe des jährlichen Reports widmet das Forschungsteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ewald Aschauer und Univ.-Prof. Dr. Roman Rohatschek einen Schwerpunkt den Qualifikationen von österreichischen Aufsichtsratsmitgliedern. Dabei wurden die Daten aus Lebensläufen von rd. 470 Personen analysiert – am Aktienmarkt entspricht das rd. 77 Prozent aller Kapitalvertreter in Österreich. Ewald Aschauer, Studienleiter und Professor am Institut für Unternehmensrechnung und Wirtschaftsprüfung der Johannes Kepler Universität Linz: „In der Vergangenheit lag bei der Besetzung der Aufsichtsratsposten meist der Fokus auf der Person selbst. Unsere Analyse zeigt einen klaren Trend zur Professionalisierung des Aufsichtsrats durch qualifizierte Mitglieder. Aktuell wird mehr denn je darauf geachtet, welche Kompetenzen im Aufsichtsrat benötigt werden und welche Kandidaten am besten geeignet sind, diese Kompetenzen beizusteuern.“ Wolfgang Hofer, Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung: „Die wissenschaftliche Begleitung der Corporate Governance ist uns sehr wichtig, da sie eine wertvolle Hilfestellung zur Weiterentwicklung der professionellen Aufsichtsratstätigkeit ist. Die Zeit der bloßen Kontrolle der Unternehmensführung ist schon lange vorbei, der Aufsichtsrat hat heutzutage eine wichtige Beratungsfunktion, insbesondere was die strategische Ausrichtung des Unternehmens betrifft. Die aktuelle Covid-19-Pandemie hat das zunehmende Ausmaß der Komplexität durch die Verflechtungen der globalen Wirtschaft drastisch vor Augen geführt. Das fordert nicht nur Vorstände, sondern auch Aufsichtsräte mehr denn je. In Krisenzeiten wie diesen gilt es, den Unternehmen strategisch beratend zur Seite zu stehen und besonderes Augenmerk auf die Leitlinien für das Risikomanagement zu legen. Dafür sollen alle erforderlichen Kompetenzen im Aufsichtsrat vorhanden sein.“ Erfahrung in Unternehmensleitung und Aufsichtsratstätigkeit von großer Bedeutung Bei der Analyse der Lebensläufe zeigt sich, dass ein hoher Anteil der österreichischen Aufsichtsratsmitglieder Führungserfahrung (84 Prozent), und Aufsichtsratserfahrung (58 Prozent) vorweisen kann, wobei in diesem Bereich bei börsennotierten Aktiengesellschaften der Anteil mit 62 Prozent deutlich höher ist als bei Anleiheemittenten mit 41 Prozent. Im Aufsichtsratsvorsitz wird auf besonders lange Erfahrung gesetzt. Für B&C-Vorstandsmitglied Wolfgang Hofer spielen diese beiden Kompetenzen in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats eine wichtige Rolle: „Zentrale Aufgaben des Aufsichtsrats sind die Kontrolle und auch Bestellung des Vorstandes und das erfordert operative Führungserfahrung. Aufsichtsratserfahrung ist angesichts des immer breiter und tiefer werdenden Aufgabenbereichs und der gestiegenen Verantwortung, die auch mit Haftungsrisiken verbunden sind, ebenso essenziell. Ihre Berücksichtigung ist deshalb auch im Sinne der Diversität so vorgesehen. Wir unterstützten zusätzlich die Aufsichtsratsarbeit in unseren Kernbeteiligungen, indem wir entsprechende Strukturen und Ressourcen bereitstellen, um eine professionelle und aktive Aufsichtsratstätigkeit zu ermöglichen.“ Internationale Erfahrung, Branchenwissen und Finanzexpertise besonders gefragt – Digitalisierung bisher nur im geringen Ausmaß Die Analyse der Kompetenzen jener Personen, die in österreichischen Kapitalmarktunternehmen ein Aufsichtsratsmandat innehaben, ergab, dass Aufsichtsräte auf Mitglieder mit internationaler Erfahrung (57 Prozent), Branchenwissen (53 Prozent) und Finanzexpertise (46 Prozent) setzen. In den Aufsichtsratsgremien der börsennotierten Aktiengesellschaften (62 Prozent) wird dabei wesentlich stärker auf Internationalität gesetzt als bei Anleiheemittenten (39 Prozent). In vielen Fällen ist im Aufsichtsrat auch eine Person mit Rechtsexpertise vorhanden. Dagegen sind Aufsichtsräte mit Schwerpunkten in den Bereichen Human Ressource (11 Prozent) und Digitalisierung (6 Prozent) nur in geringem Ausmaß in österreichischen Aufsichtsratsgremien vertreten.  „Die aktuelle Corona-Krise zeigt deutlich, dass Unternehmen, die schon seit Jahren auf Digitalisierung setzen, klar im Vorteil sind. Das muss sich auch in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats widerspiegeln, denn eine Zusammenfassung von IT-Spezialisten in einer Abteilung reicht de facto nicht mehr aus“, so Studienleiter Ewald Aschauer und ergänzt: „Ich gehe davon aus, dass im Zuge der Bewältigung der Krise der Bereich Digitalisierung auch innerhalb des Aufsichtsratsgremiums eine Aufwertung erfahren wird. Wirtschaftsskandale und -krisen sind auch Triebfedern für die weitere Professionalisierung der Aufsichtsratsarbeit, etwa im Bereich Risikomanagement.“ Corporate Governance Monitor 2020 Der Corporate Governance Monitor 2020 präsentiert jährlich die Vergleichsergebnisse in Bezug auf Corporate Governance Indikatoren und stellt damit einen Orientierungsrahmen für die theoretische und praktische Diskussion zur Ausgestaltung von Corporate Governance Strukturen zur Verfügung. Der zweite Bericht stellt Kennzahlen zum Aufsichtsrat, zur Vergütungs- und Diversitätsstruktur des Vorstandes und Aufsichtsrates, Daten zur Abschlussprüfung sowie erstmals Daten zu den Qualifikationen von Aufsichtsratsmitgliedern in Österreich dar. Dafür wurden insgesamt 242 kapitalmarktorientierte Unternehmen in Österreich und Deutschland analysiert. Wesentliche Grundlage für die Datenerhebung sind Geschäftsberichte aus dem Abschlussjahr 2018/2019. Weitere Informationen:  Corporate Governance Forschungsinitiative – Board Service Center Corporate Governance Monitor 2020 – Download Rückfragehinweis: Board Service Center: Markus Isack, MSc., E-Mail: markus.isack@jku.at, Tel.: +43 664 47 92 483 B&C-Gruppe: Christiane Fuchs-Robetin, E-Mail: presse@bcholding.at, Tel.: +43 1 53101 314 Über die B&C Privatstiftung Die B&C Privatstiftung (www.bcprivatstiftung.at) ist eine unabhängige österreichische Stiftung, die seit ihrer Gründung im Dezember 2000 das Ziel verfolgt, österreichisches Unternehmertum zu fördern. Dies erfolgt insbesondere durch langfristig orientierte Mehrheitsbeteiligungen über ihre Holdinggesellschaften an den österreichischen Industrieunternehmen AMAG Austria Metall AG, Lenzing AG und Semperit AG Holding und durch Beteiligungen an Technologie- und Wachstumsunternehmen. Die B&C Privatstiftung fördert den Wirtschafts- und Unternehmensstandort Österreich durch zahlreiche Projekte und Initiativen, die aktiv zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich beitragen. Dazu zählen u. a. der Houskapreis (www.houskapreis.at), Österreichs größter privater Forschungspreis, Stiftungsprofessuren, der Wiener Unternehmensrechtstag oder die MEGA Bildungsstiftung (www.megabildung.at).