14.08.2018    1 Bild

Gutmann Investment Mail
August 2018

Autoaktien fahren nicht auf Zölle ab
© Captainhook/stutterstock.com

Autos im Zollbereich eines Hafens

Zu dieser Meldung gibt es:

Kurztext 368 ZeichenPlaintext

Trumps Wirtschaftspolitik mit dem Motto "America First" beinhaltet das Ziel, mehr Jobs in die USA zurückzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Präsident auf protektionistische Maßnahmen wie Zölle. Speziell die Automobilindustrie mit ihren global aufgestellten Lieferketten und Produktionsnetzwerken könnte davon negativ betroffen sein.

Pressetext Plaintext

Trumps Wirtschaftspolitik mit dem Motto "America First" beinhaltet das Ziel, mehr Jobs in die USA zurückzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Präsident auf protektionistische Maßnahmen wie Zölle. Speziell die Automobilindustrie mit ihren global aufgestellten Lieferketten und Produktionsnetzwerken könnte davon negativ betroffen sein.

Der US-Präsident zielt mit seinen Aktionen darauf ab, das Handelsbilanzdefizit der USA mit dem Rest der Welt zu reduzieren und droht nun vielen Ländern mit der Einführung von (weiteren) Zöllen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies tatsächlich Realität werden könnte, kann sich wegen Trumps unvorhersehbarem Verhalten allerdings auch rasch ändern. Die Handelspartner der USA reagieren ihrerseits mit Vergeltungsmaßnahmen und führen ebenfalls Zölle ein. Eine Abwärtsspirale könnte dabei entstehen und ein ausgewachsener Handelskrieg, der das Wirtschaftswachstum abwürgt, würde wohl auch der Popularität von Trump schaden.

Komplexe Produktionsketten
In einer international ausgerichteten Wirtschaft gibt es verzahnte Produktionsketten. Neue Zölle würden Unternehmen mit global aufgestellten Lieferketten klarerweise schaden, da die meisten Firmen ihre Produktion nicht einfach kurzfristig umgestalten können.
                      
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Automobilindustrie, da es hier recht komplexe Lieferwege gibt. Trump beschwerte sich vor kurzem öffentlich darüber, dass auf den Straßen der USA so viele deutsche Autos unterwegs sind. In Europa hingegen gäbe es kaum US-Autos auf den Straßen. Die Drohung, neue Zölle einzuführen, hätte dieses Bild ändern sollen. Möglicherweise würden die europäischen Hersteller verstärkt dazu bewegt werden, ihre Produktion in die USA zu verlagern, so das Kalkül. Dabei sind der Volkswagen-Konzern, BMW und Daimler im Südosten der USA seit längerem mit eigenen Werken vertreten. Im Jahr 2016 haben die drei Unternehmen 854.000 Autos in den USA hergestellt. Davon wurden rund 62 Prozent aus den USA exportiert. Die lokale Produktion hat einen deutlichen Anstieg erfahren, denn im Jahr 2009 lag diese erst bei 214.000 Einheiten. Die Exporte deutscher Hersteller in die USA sind in den letzten Jahren gesunken. Damit tragen diese Autohersteller dazu bei, das amerikanische Handelsbilanzdefizit zu reduzieren.

Abbildung 1 Investment Mail August 2018
Quelle: Captainhook/stutterstock.com

Als Beispiel kann BMW dienen. Das deutsche Unternehmen hat in Spartanburg im Bundesstaat South Carolina die Produktion sämtlicher Geländewagen der X-Reihe aufgezogen. Die Fahrzeuge werden von dort nach Europa und China exportiert. Dazu werden aber auch wichtige Komponenten wie Diesel- und Benzinmotoren aus Europa in die USA eingeführt. An diesem Beispiel sieht man, wie verzahnt die Produktionsketten in der Automobilindustrie heutzutage sind. Höhere Zölle zwischen den USA und Europa würden somit nicht nur dazu führen, dass weniger Fahrzeuge in die USA importiert werden, sondern auch die Produktion in den USA belasten und eventuell auch dort Arbeitsplätze kosten, was wohl nicht in Trumps Interesse wäre.

Erwähnenswert ist auch, dass die EU im Automobilbereich protektionistischer ist als die USA. Die Europäische Union verlangt auf Einfuhren von Autos aus den USA zehn Prozent Zoll, während die USA nur 2,5 Prozent Zoll erheben, wenn europäische Autos in die USA importiert werden. Vielleicht kommt es ja zu einem Angleichen der Zölle.

Weiters lohnt sich ein Blick über die Grenze nach Mexiko. Auch hier haben ausländische Unternehmen Automobilwerke gebaut, um sowohl von der geographischen Nähe zu den USA als auch von niedrigeren Löhnen zu profitieren. So hat beispielsweise Audi im Jahr 2016 dort ein Werk errichtet. Seitdem wird der Audi Q5 in Mexiko für den Weltmarkt gebaut, d.h. alle Q5, die irgendwo auf der Welt verkauft werden, stammen aus dem lateinamerikanischen Land. Andere, volumenmäßig kleinere Hersteller wie etwa Porsche produzieren nur in Europa und exportieren demnach alle in den USA verkauften Autos der Marke dorthin.
                      
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend kann man sagen, dass Autohersteller auf kurzfristig eingeführte Zölle nicht reagieren können. Schließlich ist das Bauen von neuen Werken mit Tausenden Mitarbeitern eine Frage von Jahren und nicht von Monaten. Die Unternehmen haben, wie am Beispiel BMW ersichtlich ist, den Bau ganzer Modellreihen an einem Standort konzentriert. Aus wirtschaftlichen Überlegungen kann nicht jedes Automodell in jeder Region, in der es verkauft wird, gebaut werden. Hier sieht man, wie zusätzliche Zölle die Standortstrategien von Unternehmen gefährden können.

Es ist nicht nur die aktuelle Zolldiskussion, die uns bei Autoaktien zurückhaltend macht. Es geht auch um den noch nicht abgearbeiteten Abgasskandal und das Aufkommen neuer Wettbewerber, die bei der Elektrifizierung des Antriebsstranges schon deutlich weiter fortgeschritten sind. Außerdem führt die Entwicklung neuer E-Fahrzeuge bei den etablierten Herstellern mittelfristig zu höheren Entwicklungskosten. Zusätzlich ändert sich auch das Verhalten der Kunden. Die verstärkte Inanspruchnahme von Carsharing-Diensten könnte künftig zu einem geringeren Bedarf an Autos führen, um die Mobilitätsbedürfnisse der Kunden zu befriedigen. Diese Gründe können mitunter erklären, warum Autoaktien bei so niedrigen Bewertungsmultiples handeln. Die Bank Gutmann hat, in den von uns gemanagten Mandaten, das Exposure zum Automobilsektor in der ersten Jahreshälfte nochmals leicht reduziert.
Bank Gutmann
Über Bank Gutmann
Die 1922 gegründete Privatbank Gutmann ist auf Vermögensverwaltung und unabhängige Anlageberatung spezialisiert und Marktführer in Österreich. Die Mehrheit der Bank ist im Besitz der Familie Kahane. Zum Kreis der Eigentümer gehören auch leitende Mitarbeiter, die als Partner an der Bank beteiligt sind. Derzeit verwaltet Gutmann ein Kunden­vermögen von 24,7 Mrd. EUR (Stand per 30.09.2022). Das uns anvertraute Vermögen hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt. Zu den Kunden zählen in- und ausländische Unternehmer sowie Unternehmerfamilien, Stiftungen, vermögende Privatkunden und institutionelle Investoren. Das Traditionshaus wurde mehrfach als führende Privatbank in Österreich, im deutschen Sprachraum und in den CEE-Ländern ausgezeichnet.

Disclaimer
Dies ist eine Werbemitteilung. Die Anlage in Finanzinstrumente bzw. Investmentfonds ist Marktrisiken unterworfen. Performanceergebnisse der Vergangenheit (insbesondere wenn sich diese auf einen Zeitraum von unter zwölf Monaten beziehen) lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investments zu. Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Berechnungs- oder Rechenfehler und Irrtum vorbehalten. Diese Broschüre wurde von der Bank Gutmann AG, Schwarzenbergplatz 16, 1010 Wien erstellt. Bank Gutmann AG weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Unterlage ausschließlich für den persönlichen Gebrauch und nur zur Information dienen soll. Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Weitergabe ist ohne die Zustimmung der Bank Gutmann AG untersagt. Der Inhalt dieser Unterlage basiert auf dem neuesten Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Diese Unterlage ist weder ein Angebot noch eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgender Website auffindbar: https://www.gutmann.at/impressum.

Alle Inhalte dieser Meldung als .zip:

Sofort downloaden

Pressetext
5566 Zeichen

Plaintext Pressetext kopieren

Bilder (1)

1808_Gutmann_IM_August
4 016 x 4 016 © Captainhook/stutterstock.com

Kontakt

Bank Gutmann CIO UpdateKompakt
Rückfragen:
Robert Karas CFA, Chief Investment Officer
Bank Gutmann Aktiengesellschaft
Schwarzenbergplatz 16, 1010 Wien
E-Mail: Robert.Karas@gutmann.at
Tel.: +43-1-502 20-414


Kontakt für Medienanfragen
Mag. Jörg Wollmann
The Skills Group
E-Mail: wollmann@skills.at
Tel.: +43/1/505 26 25-0